Hier sind nach und nach die Erlebnisse, Eindrücke und Bilder zu finden.
Heute, am Montag den 24. wollte ich eigentlich weiterfahren, sitze aber im Dauerregen in Triest fest. So komme ich also dazu die erste Woche Revue passieren zu lassen und etwas zu schreiben. Dadurch dass ich als Spätaufsteher meist so erst gegen 12 Uhr losfahre, bin ich die Tage auf dem Rad im Schnitt so 80 km pro Tag gefahren. Für die ersten fünf Tage auf dem Rad ganz ordentlich, wenn ich auch oft abends nach 18 Uhr den nächsten Zeltplatz erreicht und im dunkeln erst zum Essen kam.
Die Strecke führte von Verona über Padua und Venedig nach Triest. Meist habe ich mich an die ausgeschilderten Fahrradroute für Touristen (www.Veneto.de/DE/Gardasee-Venedig/) gehalten, was aber am ersten Tag zu einer um ca. 25 % längeren Strecke führt. Das habe ich dann die nächsten Tage abgewandelt, da es mir ein zu großen Mehraufwand bedeutet. Aber man kommt an schönen Orten wie z. B. Soave vorbei. Das ist auch ein nach dem Ort und Anbaugebiet benannter Wein, aber der Ort ist mit einer kompletten Stadtmauer umschlossen und oben auf dem Berg thront die weithin sichtbare Burg.
Den dritten Tag habe ich einen „Ruhetag„ in Venedig eingelegt. Aber nach diesem einen Tag in der vollen Stadt (die armen Einwohner) hat es mich wieder aufs Rad gezogen. Aber Venedig werde ich auf alle Fälle nochmal, aber dann mit Kajak besuchen. Venedig ist schon jetzt, in der Vorsaison, derart voll, das mir dieser eine Tag gereicht hat, so bin ich dann mit der Fähre an Venedig vorbei auf die die Lagune einschließende östliche Halbinsel nach Punta Sabbioni gefahren. Ab dort bin ich in die Europäische Fahrradroute eingestiegen.
Für meinen Trip habe ich mir die EuroVelo8 ausgesucht (de.eurovelo.com/ev8). Dieser bin ich dann mehr oder weniger bis nach Triest gefolgt. Triest liegt zwar am Meer, aber das Hinterland ist auch schon sehr bergig. So habe ich mir den zentrumsnahesten Zeltplatz (viel Auswahl gab es nicht) ausgesucht. Wie sich herausstellte liegt dieser 350 m über dem Meer. Ufff. Dann habe ich mir aus der Stadt heraus einen Weg fürs Fahrrad mit Google Maps anzeigen lassen, ohne anzusehen, welche Steigungen mich erwarten. Großer Fehler. Das waren bis zu 20 % Steigung und das nach 89 km bereits absolvierten Weg. Ich habe fast den ganzen Weg geschoben.
Für den nächsten Tag, Besichtigung von Triest, habe ich dann den wesentlich längeren, aber auch flacheren Weg auf den Hauptstraßen genutzt.
Nach 6 Tagen auf dem Rad ist heute wieder ein Zwangsruhetag angesagt. Ich bin 70 km vor Zadar auf einem kleinen Camp steckgeblieben. Vormittags hatte es geregnet und extrem gestürmt. Windböen bis zu 40 km/h, und wenn ich gefahren wäre, von vorn. Unmöglich an der schroffen Felsenküste. So habe ich Zeit etwas zu berichten.
Durchschnittlich liege ich noch bei Ca. 80 km pro Tag, aber hier ist die von mir erhoffte flache Küstenstraße doch zum Teil bergiger als gewünscht. Es geht teilweise, aber nicht immer, bis zu 370 m von Meeresniveau hoch und dann runter und wieder auf 200 m hoch und so weiter. So musste ich auch die erste Panne verzeichnen. Durch das Bremsen bei den Abfahrten ist ein Schlauch durch die Hitze so in Mitleidenschaft gezogen worden, das er kurz danach den Geist aufgegeben hatte.
Apropos Hitze. Heute ist es mit 17 Grad recht kühl, aber die andern Tage waren tagsüber immer über 25 Grad, einmal zeigte mein Thermometer am Tacho in der Sonne sogar 35 an.
Die ausgeschilderte EuroVelo8 habe ich nach 3 Tagen vorläufig abgewählt, weil ich an der Küste bleiben und in Kroatien nicht bis zu 1.500 m in Gebirge hoch fahren wollte.
Aber in dem schmalen slowenischen Küstenstreifen (ca. 35 km) war diese Route sehr gut ausgebaut und beschildert. Das war ein Wohltat. So habe ich an einem Tag zwei Grenzen passiert, also ein „ganzes Land“ durchfahren. Gleich hinter der Grenze zu Kroatien ging es mit Schotterwegen weiter. Das war ein Kontrast.
In Rijeka habe ich mir einen geplanten „Ruhetag“ mit Besichtigung eingerichtet, wobei der Zeltplatz 18 km vom Stadtzentrum entfernt war und die Besichtigung doch mit fast 40 km Radstrecke an diesem Tag abgelaufen ist.
Da wir 2021 schon mal für ein paar Tage in Zadar waren habe ich keinen Besichtigungstag dort gemacht, sondern bin nach kleinen Pannen weitergefahren. Durch Sturm ist mein am Geländer einer hohen Brücke angelegte Rad umgefallen, dass der Rückspiegel abgebrochen ist. Beim Weiterfahren habe ich durch schlechtes Packen eine Beutel so verloren, dass dieser ins Hinterrad kam und mein Schutzblech verbogen und die Halterung abgebrochen hatte. Zum Glück alles nur Kleinigkeiten, so das mit kleiner Notreparatur am Schutzblech und einen neuen Spiegels die Tour weiter gehen konnte.
Die Tage bis Dubrovnik gingen die Tageshöchsttemperaturen immer höher und die vermeintlich einfache Küstenstraße wurde immer mehr zur täglichen Berg- und Talfahrt. Vor Split, wo ich am 06.05. einen Besichtigungstag genossen habe, waren es täglich 500 bis 600 Höhenmeter und Temperaturen in der Sonne bis 30 Grad, aber zwischen Split und Dubrovnik ging dann noch mehr. Die Temperaturen lagen immer so zwischen 27 im Schatten und 34 in der Sonne und die Berg- und Talfahrt ging dann auf 1.000 bis 1.200 Höhenmeter hoch. Aber die beiden Ruhetage in diesen Städten mit Besichtigung haben dann entschädigt.
Dubrovnik ist eine so interessante Stadt, dass es kein Wunder ist, dass so viele internationale Filmproduktionen dort drehen. Aber das macht dann diese Stadt auch zu einem wahren Touristenmagnet und treibt dort die Preise extrem in die Höhe. Der Zeltplatz war der bisher teuerste, aber in der Ausstattung ehr durchschnittlich.
Am 08.05. habe ich den 15 km schmale Küstenstreifen von Bosnien und Herzegowina passiert. Also „wieder“ ein ganzes Land durchfahren😂.
In Dubrovnik ergab sich eine tolle Bekanntschaft zu Barbara und Derik aus Kleve. Wir saßen jeden Abend bei Wein zusammen. Es ist schön Leute zu treffen, welche auf der selben Wellenlänge schwingen.
Da mir die Tage vor Dubrovnik langsam zu heiss worden habe ich nachgesehen, wo ich mit dem Zug durch Gebirge in Richtung Donau komme. In Albanien ist das nicht möglich, weil es kaum Schienennetz gibt. Die einzige sinnvolle Verbindung ist von Bar nach Belgrad (https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Belgrad–Bar). Ab Belgrad will ich den Donau Radweg wieder in Richtung Deutschland antreten.
Nachdem ich den Fahrradtransport mit der erwähnten Bahn abgeklärt hatte, stand für mich das Ende der Küstenroute auf dem Balkan mit Bar in Montenegro fest. Von Dubrovnik bis dorthin sind es eigentlich nur 150 km aber als ich in Dubrovnik losfahren wollte, musste es gerade wieder regen. Da ich aber den überteuerten Zeltplatz nicht weiter beehren wollte, bin ich dann nachmittags nach 13 Uhr nass aufgebrochen. Da zu den gelegentlichen Regen auch noch Gegenwind dazu kam, ist es mit 20 km ein kurzer Radtag geworden. So konnte ich nachmittags die Ausrüstung uns mich dann trocknen.
Am nächsten Tag mit besserem Wetter war ich, nach der Passierung der montenegrinischen Grenze, auf der Suche nach dem in der Karte ausgewiesenen Campingplatz. Dieser stellte sich aber als geschlossen heraus. Dort bauten aber gerade Micha und Chris aus Karlsruhe ihr Lager auf. So habe ich mich entschlossen es beiden gleich zu tun und dort wild zu campen. Die Beiden sind auf einer längeren Radtour, haben ihre Jobs aufgegeben und wollen 1,5 Jahre radeln. Aktuelles Ziel Indien über z. B. Iran. Wir sind dann noch den nächsten Tag gemeinsam bis Bar gefahren. Es war für mich schön in Gesellschaft zu fahren. Diese wurde dann noch größer als wir den 84 jährigen Walter getroffen haben. Er war noch nie auf dem Balkan und war deshalb mit einem älteren Rad von München einfach mal so aufgebrochen. Er verdient meine Hochachtung.
Die beiden Karlsruher haben sich zu ihrem ausgesuchten Lager verabschiedet und ich bin dann mit Walter bis zum Hostel in Bar geradelt. Eigentlich wollte ich den Zug tagsüber nehmen, um etwas von der schönen Landschaft zu sehen, aber dieser verkehrt nur im Sommer ab 17.06., so lange wollte ich dann doch nicht warten. So ist es der Nachtzug geworden, leider ohne Schlafplatz, nur Sitzplatz. Somit kam ich dann etwas übermüdet früh um 7 Uhr im 13 Grad kühlen regnerischen Belgrad an und dachte schon, dass ich einen riesigen Fehler gemacht habe! Glücklicherweise wurde es ab 11 trockener und wärmer, so dass doch eine Stadtbesichtigungstour möglich war und ich am Nachmittag mit ordentlich Rückenwind zum Zeltplatz direkt an der Donau geschoben wurde.
Dort lernte ich Peter und Colleen, ein südafrikanisches Ehepaar Mitte 60, kennen. Sie waren mit ihren Rädern am 01. April in Prag mit Ziel Athen aufgebrochen. Beide sind erfahrene Radler, so dass wir, trotz meiner bescheidenen Englischkenntnisse, bei Wein und Essen in einen Erfahrungsaustausch gekommen sind.
Der darauffolgenden Tag (bis Novi Sad) war perfektes Radelwetter. Rückenwind, teils sonnig, teils bewölkt, leichte Regentröpfchen, Temperaturen zwischen 18 und 24 Grad. Peeeeerfekttt!
Aber ab 17 Uhr setzte stärkerer Regen ein, und der angestrebte Zeltplatz entpuppte sich als Luftnummer, so dann ich dann vollkommen durchnässt ein Hostel angestrebt habe und nun hier einen Besichtigungens- und Ruhetag zum Schreiben und trocknen eingelegt habe.
So, nun habe ich seit 5 1/2 Wochen kein Lebenszeichen veröffentlicht, aber irgendwie fehlte mir dazu die Lust und Muße. Dann habe ich festgestellt, dass das Schreiben ohne Tastatur und Maus sehr mühsam ist, so dass ich aufgerüstet habe. Mein Gepäck wird immer schwerer, so dass ich bereits zweimal etwas per Paket nach Hause geschickt habe. Ich hatte ehrlich zu viel eingepackt, was wirklich nicht benötigt wird. Hier nun die Stationen der letzten Wochen:
16.05. bis 09.06. - Donauradweg bis Kehlheim
Von Serbien über Ungarn, Slowakei und Österreich nach Deutschland
Novi Sad, Budapest, Bratislava, Wien, Linz, Passau, Regensburg
Auf dem schön flachen Donauradweg, welchem ich für 1.550 km gefolgt bin, konnte ich längere Strecken fahren, so dass ich für mich festgelegt, dass ich ein Flachlandtiroler und kein Bergfahrer, wie z. B. Jan Ullrich bin. Obwohl er war doch gedopt, vielleicht sollte ich das auch mal probieren!!!!!! So waren Etappen bis 130 km drin und das ohne Doping, oder zählt Bier auch dazu? Der Wind war sehr wechselhaft, mal als Freund, mal als Feind. Die Temperaturen waren teilweise sehr hoch. In der Sonne bis 37 Grad, as einzige was dann gekühlt hatte war der Gegenwind!! Die Radwege sind, besonders in sehr touristischen Bereichen (z. B. Donauknie bei Budapest, Wachau in Östereich,…) sehr schön und auch gut. So habe ich am 19.05. die zweitausend Kilometer überschritten und am unbemerkt 01.06. die 3.000 km geknackt. Da hatte ich nicht aufgepasst. Der Donauweg ist halt wie eine Rennstrecke. Das einzige schwierige ist der Gegenwind und weil ich gegen die Strömung des Flusses fahre (haha) und somit auch auch gegen die Strömung der anderen Radtouristen. Meist wird doch flussabwärts gefahren. Ich treffe wenige Stromaufwärtsradler. Aber diese dann doch auch mehrfach. Die schönen Strecken werden auch von Flusskreuzschiffen angefahren und dann werden die Passagiere mit Fahrrädern flussabwärts geschickt. Teilweise musste ich mich da wirklich durch die Massen „durchkämpfen“!! Das war besonders im Bereich zw. Linz und Passau.
In den größeren Städten habe ich dann immer Besichtigungstage eingeschoben. So habe ich in Wien und Budapest jeweils 2 Tage, in Linz, Bratislava Passau und Regensburg jeweils einen Tag verbracht. Neben einer Stadtbesichtigungstour mit Rad habe ich dann auch gern ein Kunstmuseum aufgesucht z. B. Albertina in Wien, Lento in Linz. In Bratislava war am Abend im Fußball Stadion ein Depeche Mode Konzert. Das konnte man durch die Eingänge zu den Tribünen sehr gut von außen beobachten und mithören. So habe ich es als Zaungast genossen. Also waren das mit Kunst und Kultur ereignisreiche dreieinhalb Wochen.
Ich haben mich in den südlichen Ländern z. B. In Serbien sehr wohl gefühlt, aber der Grenzzaun der Ungarn zu Serbien hat mich dann doch erschrocken. Irgendwie erinnerte mich das an die ehemalige Mauer.
Von kleineren Pannen bin ich dann doch heimgesucht worden, einen Platten in Straubing, kurz vor Passau ist ist mir die Luftpumpe und kurz vor Budapest der Schlüssel im Fahrradschloss abgebrochen. Dort habe ich aber einen tollen Schlüsseldienst gefunden, welcher geschafft hat das abgebrochene Ende heraus zu „operieren“.
In Linz habe ich auf dem Gelände des dortigen Kanuclub gezeltet und Norbert aus Rheinsheim (liegt zwischen Speyer und Karlsruhe am Rhein) kennengelernt. Er ist mit dem Kajak unterwegs. Zuerst ist er von zu Hause 180 km den Rhein flussaufwärts gepaddelt, dann zu Fuß mit Kajak 100 km über den Schwarzwald und in die Donau eingesetzt. In Linz, wo ich mich mit ihm unterhalten habe, wollte er die Donau zu Fuß in Richtung Moldau verlassen (nur 40 km) und dann die Moldau in die Elbe, bis zur Nordsee und dann den ganzen Rhein wieder flussaufwärts. Ziel ist vor dem ersten Frost wieder zu Hause zu sein. Respekt, er ist übrigens 66 Jahre alt!! Toll!!!! Ich habe am ein Lebenszeichen von ihm aus Dresden erhalten!!
09.06. bis 22.06.
Altmühl, Tauber, Main und Rhein
Am 09. habe ich mich mit einem Barock Dunkel in der Klosterbrauerei Weltenburg an der Donau von diesem Fluss verabschiedet und vorher beschlossen die weitere Tour an Flüssen fortzusetzen.So kommt es zu der Flussreihung in der Überschrift. Da auch meine Schwestern in der Nähe dieser Flüsse wohnen haben ich dann bei beiden jeweils zwei Ruhe-/ Familientage eingelegt. Die letzten Tage waren von extremer Hitze gezeichnet. Teilweise in der Sonne bis 38 Grad, so dass das Radeln dann schon extrem anstrengend war. Aber mit der Hitze war meist Ostwind und das bedeutet für mich überwiegend Unterstützung, so dass lange Radtage mit über 100 km drin waren. Aber, im Gegensatz zur Donau sind hier hier Radwege und die Ausschilderung dieser teilweise schlechter, aber mit vernünftiger Navisoftware lässt sich das meistern.Nun werde ich mich nach fast 900 km an diesen Flüssen von Rhein verabschieden und so langsam die Richtung Mecklenburg einschlagen.
Da ich nun Entschluss gefasst hatte nach Hause zu radeln habe ich überlegt was die beste Strecke ist. So bin ich zu dem Entschluss gekommen über Fahrradstadt Münster zu fahren und hier einen halbenTage für Besichtigung einzuplanen. Als Übernachtung habe ich zum ersten und einzigen mal die Internetplattform 1nitetent.com nutzen können. Hier bieten Leute ihren Garten für kostenloses Campen für ein Nacht an. So war es dann der Garten einer super netten 6er WG.
Die nächste Station war beim studierenden Neffen in der Stadt die es nicht gibt, also Bielefeld. Dort bin ich für einen Tag geblieben und habe mir die Kunsthalle und die Sparrenburg angesehen. Viel mehr gibt es nicht in Bielefeld „zwinker zwinker“.
Von dort habe ich, wie sonst schon die ganze Zeit wieder einen Fluss abgeradelt, nämlich die Weser von Porta Westfalica bis kurz vor Bremen. Zur Übernachtung war ich meist bei Kanuclubs zu Gast. Das hat den Vorteil, es ist günstig, aber ich dann auch meist der einzige Gast. Temperaturmäßig waren die Tage teilweise ganz schön heiß, wenn man so den ganzen Tag in der Sonne ist! Nächste Station (auch bei einem Kanuclub) war dann Hamburg. Dort habe ich einen Zusatztag eingeplant, weil der Paddler, welchen ich in Linz auf der Donau kennen gelernt hatte gerade kurz vor Hamburg war. Da wir die ganze Zeit Kontakt hatten, habe ich einen Tag auf Norbert gewartet. Nach 4 Wochen war die Wiedersehensfreude groß und wir hatten einiges zu erzählen. Er hat gerade ein Leck im Boot, das er im Kanuclub repariert hat. https://kvb-rheinsheim.de/2023/04/24/tour-nobert-jarosch-2023/
Mein Besichtigungstag in Hamburg war wieder sehr schön, da ich Zeit für die Hamburger Kunsthalle hatte. Lohnt sich auf alle Fälle, alleine schon wegen „Das Eismeer“ von Caspar David Friedrich.
Nach Hamburg hatte ich noch zwei Tagesetappen. Irgendwie hat es mich nach Hause getrieben. Den letzten Tag bin ich 120 km durchgefahren, aber auch weil starker Regen für Nachmittags angekündigt war. Prompt als ich in Waren war setzte dieser ein. Glück!
So kam ich dann nach 5155 km auf 52 Radtagen in Waren an. Insgesamt dauerte der erst Teil meiner Tour mit den Besichtigungen Garagen dann 72 Tage.
Die Teilung hatte ich eingelegt, weil ich für das Müritzschwimmen (www.Mueritzschwimmen.de) am 05.08. da sein wollte und vorher dafür noch einiges zu organisieren war. Dann hatte sich im Juli auch Besuch angekündigt, aber das wichtigste war noch ein runder Geburtstag meiner Schwester.
ABER nach dem Müritzschwimmen ging es weiter.
Eigentlich wollte ich so ab 14. August wieder los, aber irgendwie war es plötzlich schon der 19. August als ich von zu Hause aus gestartet bin. Gleich der erste Tag nach Anklam war mit bis zu 37 Grad anstrengender als gedacht und dann ist noch mein Handyhalter kaputt gegangen. Dadurch, dass man auf dem Rad über das Mobiltelefon navigiert, ist das schon ein mittlere Katastrophe. Zum Glück war ich noch nicht so weit von zu Hause entfernt , so dass ich mich mit Galina, welche die beiden nächsten Tage frei hatte, verabredet hatte, dass sie mit Auto nach Swinemünde kommt und mir Ersatz mitbringt und wir so einen Abend und den nächsten Morgen in Swinemünde zusammen Zeit miteinander verbringen konnten. Dann gleich noch die nächste „Panne“. Nach der Geldautomatbenutzung habe ich die Kreditkarte nicht aus dem Automat genommen. So war diese weg. Was nun. Zum Glück ist durch Internet und Mobilfon vieles möglich. Also Karte gesperrt und gleich eine neu geordert. Nachdem diese dann aktiviert wurde konnte ich diese in Google Pay hinterlegen und dann den Rest des Urlaubes mit dem Handy bezahlen. Wie schön, sonst wäre der Urlaub gleich am zweiten Tage erstmal gestoppt worden bis ich wieder zahlungsfähig wäre. Also ging es weiter auf der Ostseeroute der EuroVelo 10 über Kolberg (mit Stadtbesichtigung und Dombesuch) nach Danzig.
Da auf eine solchen Route auch andere Radler unterwegs sind, trifft man meist immer die gleichen. So kam es, das ich mich nach dem dritten Wiedersehen drei seit Jahren in Warschau lebenden Ukrainern angeschlossen habe, Yelyzaveta (Elisabeth), Yevhen (Eugen) und Aleksandr (Alexander). Zuerst hatten wir uns morgens auf dem Campingplatz in Swinemünde mit Aleksandr unterhalten, unterwegs wiedergetroffen und zwei Tage später auf dem gleichen Campingplatz gelandet. So ging es ab dann gemeinsam an der polnischen Küste entlang. Teilweise war es ein sehr gut ausgebauter Radweg, aber lange Strecken waren es wirklich schreckliche Sandpisten. Wer so etwas als Radweg ausweist sollte selbst mal so etwas fahren, aber für die Wegeführung der EuroVelo sind immer die jeweiligen Länder, Landkreise und Gemeinden zuständig. Somit ist die einheitliche Wegführung in die Entwicklung! Kurz vor Danzig, in Gdynia, musste sich unsre Reisegruppe trennen, da die drei am Ziel ihrer Reise angekommen waren. Für Danzig habe ich mir einen Tag für Besichtigung genommen und festgestellt, dass das nicht ausreicht und ich nochmal wiederkommen werde.
Als nächste größere Station stand Kaliningrad auf dem Programm. Das elektronische Visum hatte ich noch zu Hause beantragt und es kam pünktlich nach vier Tagen per E-Mail. Somit stand der Einreise nach Russland nichts im Wege. Also auf zum Grenzübergang, welcher auf der EuroVelo liegt. Große Überraschungen, dieser war geschlossen. Ich hätte mich mal besser vorher informieren sollen. Aber zum Glück war der geöffnete Übergang nicht so weit, so das ich an diesem Tage einen Umweg von „nur 20 km“ hatte und 18:30 Uhr nach 100 km mit Gegenwind in Königsberg ankam. Zum Glück hatte es die zwei Tage zuvor nur nachts geregnet, so konnte ich, wenn auch mit Gegenwind gut fahren. Für die Besichtigung von Kaliningrad hatte ich mit wieder einen Tag eingeplant, wurde aber durch Regen zu einem weiteren Tag gezwungen. So habe ich in den Regenpausen an diesen beiden Tagen die Stadt angesehen und abends im wird aufgebautem Königsberger Dom ein einstündiges Orgelkonzert genossen. Die „barocke“ Orgel ist ein kompletter Neubau aus 2007 vom Potsdamer Orgelbauer Schuke für 4 MioEuro, finanziert durch den russischen Staat. So musikalisch gestärkt bin ich dann am nächsten Tag in Richtung, des nach Litauen offenen Grenzüberganges, in Tilsit (heute Sovetsk) gefahren und komischer weise hatte ich an diesem Tag nur Rückenwind und Sonnenschein. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Noch im Oblast Kaliningrad, in Turgenewo (früher Gross Legitten) hatte ich kurz an einer wieder aufgebauten Kirche angehalten. https://www.prussia39.ru/sight/index.php?sid=356 / https://de.wikipedia.org/wiki/Turgenewo_(Kaliningrad)
Auf dem umliegenden Kirchhof war ein Mann gerade bei Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Er winke mich heran schloss die Kirche auf und er stellte sich als Eugen Müller vor, dass er Russlanddeutscher ist und dies eine Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde ist. Er lebt vor Ort und ist ein aktives Gemeindemitglied. So konnten wir und auf deutsch über die Geschichte der Kirche und des Wiederaufbaues unterhalten. Als ich dann sagte, das ich auch Ev.- Lutherisch und als Baubeauftragter bei der Kirche arbeite freute er sich und umarmet mich spontan. Dieses herzliche positive Erlebnis hat die letzten verregneten Tage vergessen lassen und wider mal gezeigt, das die Begegnung auf menschlicher persönlicher Ebene wichtiger als alle Politik ist.
Auf Grund der wenigen offenen Grenzübergänge musste ich leider die Kurische Nehrung auslassen. Das war eigentlich einer der Gründe, weshalb ich ins Baltikum gefahren bin. Schade, aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.
Kurz vor Kleipeda fing auch noch die Fahrradkette beim Schalten an zu springen. Die ist ein Zeichen für eine verschlissene Kette, was sich dann auch bewahrheitet. Eigentlich hatte ich vor der Reise komplett die alle Kettenblätter hinten und vorn, sowie die Kette gewechselt. Das war zu diesem Zeitpunkt gerade 1.100 km her. Normalerweise hält eine Kette bis zu 10.000 km, so das ich mich wunderte. Aber er extrem hohe Verschleiß kann eigentlich nur durch die gefahrenen Sandpisten hauptsächlich in Polen hervorgerufen worden sein. Ich hätte die Kette zwischendurch öfter reinigen sollen. Nach dem Kettenwechsel schaltete es wieder wie geschmiert.
Nördlich von Kleipeda überquert man die litauisch - lettische Grenze und danach wurde die Gegend immer dünner besiedelt und fährt durch Wald, Wald und wieder Wald. Aber hier passieren auch die tollsten Begegnungen mit der Natur. So kam ein Fuch so nahe, das ich ihn fast streicheln konnte.
Am 07. September hatte ich mit Kap Kolka meine nördlichsten Punkt erreichte, da ich beschlossen hatte in Riga die Tour zu beenden. Für die wunderschöne lettische Hauptstadt habe ich mir zwei Tage Zeit genommen und auch hier ein Wiedersehen vorgenommen. Mal sehen wann das sein wird, denn Riga wird auch die Welthauptstadt des Jugendstiles genannt. Dann gibt es hier Lettland wunderschöne Holzhäuser und Kirchen.
Auf dieser Tour habe ich auch noch weitere verrückte Radler getroffen. Das war zum einen der Spanier Jose Ruiz vor einem LIDL in Silute und im Zug von Riga nach Liepaja den Griechen Costa Terzo. Jose war auf dem Rückweg vom Nordkap und schon über 10.000 km unterwegs. Leider in die andere Richtung. Costa war auch schon einige Wochen um die Ostsee (Schweden, Dänemark, Deutschland, Polen und Litauen) unterwegs und auf dem Weg nach Estland und Finnland.
Zu allerletzt noch eine Begebenheit vom letzten Tag in Riga. Abends komme ich mit dem Rad auf den Campingplatz gefahren und sehe jemanden mit Wohnmobil, den ich schon drei Tage vorher in Ventspils kennengelernt hatte. Er war allein mit Hund unterwegs und als mich mich näherte kam der kleine Hund auf mich zugerannt und biss mich ins Bein, ehe der Besitzer reagieren konnte. Auf den ganzen Touren der letzten Monaten hatte ich immer ein bisschen Angst vor wilden Hunden und dann kommt ein „zahmer“ auf dem Campingplatz und dreht durch! Verrückte Welt.
Die Rückreise habe ich, nach 1.725 km am 11.09. mit der Zugfahrt von Riga nach Liepaja begonnen und sitze, während ich die letzten dreieinhalb Wochen Revue passieren lasse auf der Fähre nach Travemünde. Schade, dass die Radtouren nun vorbei sind, aber ich habe ja noch ein Highlight vor mir, diesmal nicht alleine, sondern mit Galina. In der nächsten Woche geht der Flug nach Israel. Ich werde berichten.